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21. März 2021 von wortschmied

Im letzten Eintgrag habe ich geschrieben, dass die Testleserversion der neuen Geschichte möglicherweise und mit viel Glück Ende 2020 fertig sein würde. War sie nicht.

Und sie ist es auch jetzt noch nicht. Aber: Ein Ende ist absehbar. Konkret muss ich noch zwanzig Seiten überarbeiten und in etwa genauso viele Seiten neu schreiben. Und da ich nicht völlig lernresistent bin, mache ich jetzt nicht einmal den Hauch einer Andeutung eines Datums, wann ich glaube, dass ich damit fertig sein werde.

Und ja ich weiß, ich habe dem einen oder anderen eine kleine Vorschau oder – wie es im Comupterspiel- und Filmgeschäft heißt – einen Teaser versprochen. Da es wenig Sinn macht, hier eine Stelle aus der Geschichte zu posten, die dann womöglich einer Überarbeitung zum Opfer fällt, poste ich lieber eine Stelle, die definitiv schon der Überarbeitung zum Opfer gefallen ist. Dann wundert sich niemand, warum die Stelle dann nicht im Buch zu finden ist.

Der folgende Abschnitt beschreibt eine Taverne, die Ausgangspunkt einer Flußfahrt der beiden Heldinnen war. Die Schifffahrt ist einer hoffentlich amüsanteren Reiseart zum Opfer gefallen, und damit auch die Taverne zum Schwarzen Anker. Wobei der Name der Taverne mir gut genug gefallen hat, dass er Verwendung für ein andere Gaststätte gefunden hat. Genug geschwafelt, viel Spaß beim Lesen.

Der schwarze Anker (entfallene Szene)

Vor seiner Karriere als Wirt des Schwarzen Ankers in Galgenyll war Bertram ein kreuzbraver Gemüsehändler gewesen. Nach der übermäßigen Lektüre von billigen Räubergeschichten hatte er den unbezwingbaren Drang verspürt, sein Leben aufregender zu gestalten. Da er weder das Talent noch die nötige moralische Flexibilität besaß, um tatsächlich eine kriminelle Karriere einzuschlagen, verkaufte er an seinem fünfzigsten Geburtstag seinen Gemüseladen und eröffnete eine Kneipe am Hafen.

Er verwandte eine Menge Mühe darauf, seine Kaschemme, in einer dunklen engen Gasse zwischen den Lagerhäusern unten am Fluß gelegen, zur verrufensten in ganz Galgenyll zu machen. Nicht dass er auf dem Gebiet allzu große Konkurrenz gehabt hätte, aber Bertram war kein Freund halber Sachen. Bevor er die Kneipe eröffnete, verbrachte er drei Tage damit, das neue Mobiliar mit Äxten und Schwertern zu bearbeiten, um ihm die angebrachte Abgenutzheit zu verleihen. Danach sorgte er mit dem Inhalt von zwei Fässer Bier und einem Fass Wein für die nötige Patina und den Geruch. Zum krönenden Abschluss verbrachte er einen halben Tag damit, den Restbestand seines Gemüses, das zu der Zeit schon leicht kompostierte, an die Wände zu werfen. Das Ergebnis war in mehrerlei Hinsicht atemberaubend.

Zu Betrams Erstaunen verirrte sich aber trotzdem kein einziger auch nur annähernd zwielichtiger Geselle in seine Kneipe. Was möglicherweise daran lag, dass auch zwielichtige Gesellen es vorziehen, von Tischen zu essen, die nicht schwankten wie ein Schiff in einem Sturm und in einer Umgebung, die nicht wie ein Abfallhaufen roch.

Aber so schnell gab Betram nicht auf. Als Gemüsehändler war er durchaus erfolgreich gewesen und er wusste, dass man mit geschickter Werbung ausgleichen konnte, was an Qualität fehlte. Er bezahlte ein paar Hafenarbeiter dafür, unter vorgehaltener Hand und unter dem Siegel der Verschwiegenheit, herumzuerzählen, dass sich die Creme de la Criminal neuerdings im schwarzen Anker traf. Und das es jeden Mittwoch von 19:00 bis 21:00 Uhr eine Happy Hour gab, mit Getränken zum halben Preis. Der Effekt war überwältigend, aber nicht wie Bertram es sich vorgestellt hatte.

Galgenyll war der erste – oder letzte, wenn man in die andere Richtung blickte – Hafen an der Yll, die oberhalb zu schmal für den Schiffsverkehr wurde. Im Hafen nicht nur jede Menge Waren in und aus den Süden verschifft, sondern auch jede Menge Reisende. Und im Gegensatz zu den echten Kriminellen, die ja wohl wussten, wo sie sich trafen, glaubten die Reisenden das Gerücht. Und weil Reisende ein Faible für das echte und unverfälschte Leben haben, kamen sie in in Strömen in den schwarzen Anker. Wo sie schales Bier tranken, ehrfurchtsvoll mit den Fingern über die Axtspuren in den Tischen fuhren und sich dem angenehmen Gefühl hingaben, verwegene Kerle zu sein, bevor sie am nächsten Tag ihre Reise mit schmerzendem Kopf und glasigen Augen fortsetzten.

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